Die kleine Anna hatte es kaum erwarten können. Weihnachten stand vor der Tür und der Duft von Zimt, Nelken und Orangen schwebte schon durch die ganze Wohnung. Vor allem aber freute sie sich auf den Stollen, den ihre Oma jedes Jahr backte.
Oma Frieda war eine Meisterin der Backkunst. Ihr Stollen war legendär: saftig, aromatisch und mit einer dicken Schicht Puderzucker bedeckt. Anna liebte es, Oma beim Backen zuzusehen, wie sie mit geschickten Händen den Hefeteig knetete, die Rosinen und die kandierten Früchte sorgfältig einrührte und den Stollen schließlich in die Backform legte.
Dieses Jahr war es aber anders. Oma Frieda war krank und konnte den Stollen nicht backen. Anna war sehr traurig. Sie hatte sich so auf den Geschmack des Stollens gefreut, der für sie nach Weihnachten roch.
Da hatte Anna eine Idee. Sie würde den Stollen selbst backen! Mit Hilfe ihrer Mutter fand sie das Rezept und gemeinsam machten sie sich an die Arbeit. Anna knetete den Teig mit viel Liebe und Sorgfalt, genau wie Oma Frieda es immer tat. Sie fügte die Zutaten hinzu, die den Stollen so besonders machten: Rosinen, Mandeln, Zitronat, Orangeat und natürlich Stollengewürz.
Als der Stollen endlich fertig gebacken war, duftete die ganze Wohnung nach Weihnachten. Anna war stolz auf sich und freute sich auf den ersten Bissen. Der Geschmack war zwar nicht ganz wie der von Oma Frieda, aber er war trotzdem köstlich.
An Heiligabend, als die Familie - leider ohne die geliebte Oma - zusammensaß, aß Anna ein Stück vom selbstgebackenen Stollen. In diesem Moment spürte sie, dass Oma Frieda mit ihr war, in jedem Bissen, in jedem Duft, in jedem Lächeln. Anna wusste, dass der Stollen nicht nur ein Gebäck war, sondern ein Stück Erinnerung, ein Stück Liebe und ein Stück Weihnachten.